Montag, 13. Oktober 2014

Ein Kletterhallenseil hält weniger als 6 kN

Bereits das zweite Mal, dass ein Kletterseil deutlich weniger hält als ich es erwartet habe:
Ein ausgeschiedenes Topropeseil einer Kletterhalle. Vorher wurde es als Vorstiegsseil verwendet.
Also wirklich intensiv genutzt.
Ich habe es mit einem Bulinknoten eingespannt, da der Bulin weniger Bruchlast hat als der Achter.

Zu meiner Überraschung ist der Kern gerissen:

 ... und dann erst der Mantel.



Ein Blick auf die Kräfte ist dann überraschend:

Der Kern ist bei 5,8 kN gerissen, der Mantel hätte dann noch immerhin 450 kg gehalten.

Ich testete dann noch den Anseilknoten: für die Topropestationein schrumpfschlauchgesicherter Achterknoten:



Interessant ist, dass der Anseilknoten die üblichen Bruchlastwerte aufweist: Mehr als 1200 kg.

Das alles lässt die Vermutung aufkommen, dass es innere Verschleißerscheinungen sind. Dafür spricht, dass zuerst der Kern gerissen ist und auch, dass der Kern ziemlich viele lose Fasern aufweist:



Das Seil ist übrigens innen geflochten, nicht wie frühere Seile aus einem Dutzend paralleler Litzen aufgebaut.
Ich sehe noch keine unmittelbare Gefahr, das sagt auch die Erfahrung: Wenn die Seile bis über die Belastungsgrenze beansprücht würden, dann wäre schon lange eines gerissen ... das ist bisher noch nicht passiert (zumindest nicht bekannt).
Ich werde weiterhin nach der Ursache suchen.
Anmerkung:
 Was man wissen sollte: Ich habe das Seil mit dem Bulin getestet. Das Seil hält, ohne Knoten, an dieser Stelle das Doppelte. Da der Endknoten des Seils das Doppelte gehalten hat, würde ich annehmen, dass das Seil mehr als 10 kN (1 Tonne) gehalten hätte, wenn man es als normales Seil verwendet.
Damit dieses Seil reißt, müsste man es an der Schwachstelle abschneiden und dort anseilen und dann einen sehr starken Sturz in den Stand, statisch mit Grigri gesichert, machen. Diese Kombination  dürfte ziemlich selten sein.

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