Sonntag, 19. Oktober 2014

Testanlage für Flexibilität

Die Flexibilität bzw. Biegsamkeit, Geschmeidigkeit ist für viele Leute ein wichtiges Kriterium. Je älter ein Seil, desto steifer wird es.
Ausnahme sind Kletterseile, die durch vielfachen Gebrauch weich werden.

Die EN 1891 für Statikseile schreibt ein Verfahren vor, wo ein "genormter" Knoten gemessen wird:




 Das ist eine gute Idee, um die Steifigkeit eines Seiles zu messen. Je steifer, desto weniger zieht sich bei genormter Belastung der Knoten zusammen.


Das Loch wird mit einer speziellen Lehre gemessen.


Hier möchte ich die Forma W.A . Richter's Söhne GmbH in Wien hervorheben, die mir diese Lehre (und noch einige andere Dinge) geschenkt hat. Mittels CNC Maschine haben sie das Teil hergestellt.
Herzlichen Dank für die Unterstützung!!!









Da ich keine Normprüfung sondern nur vergleichende Experimente mache, vereinfache ich diesen Test vor allem aus dem Grund, weil ich oft nur kurze Seilstücke zur Verfügung habe. Ich mache nur einen Knoten und messe den.

 Ich spanne das Seil gleich in ein Seilschloss (unteres Ende) ein, wie ich es danach für den zerreisstest brauche. Das hat erfreulicherweise den einen Kilo, den ich brauche. Darunter habe ich die 9 zusätzlichen Kilo.

Und im Bild sieht man die Messlehre. ich finde, sie sieht richtig geil aus!

Ich bin schon gespannt, ob es einen Zusammenhang zwischen Knotbarkeit (Flexibilität) und Reißfestigkeit gibt.


Meine Hypothese: Es gibt keinen Zusammenhang.

Montag, 13. Oktober 2014

Ein Kletterhallenseil hält weniger als 6 kN

Bereits das zweite Mal, dass ein Kletterseil deutlich weniger hält als ich es erwartet habe:
Ein ausgeschiedenes Topropeseil einer Kletterhalle. Vorher wurde es als Vorstiegsseil verwendet.
Also wirklich intensiv genutzt.
Ich habe es mit einem Bulinknoten eingespannt, da der Bulin weniger Bruchlast hat als der Achter.

Zu meiner Überraschung ist der Kern gerissen:

 ... und dann erst der Mantel.



Ein Blick auf die Kräfte ist dann überraschend:

Der Kern ist bei 5,8 kN gerissen, der Mantel hätte dann noch immerhin 450 kg gehalten.

Ich testete dann noch den Anseilknoten: für die Topropestationein schrumpfschlauchgesicherter Achterknoten:



Interessant ist, dass der Anseilknoten die üblichen Bruchlastwerte aufweist: Mehr als 1200 kg.

Das alles lässt die Vermutung aufkommen, dass es innere Verschleißerscheinungen sind. Dafür spricht, dass zuerst der Kern gerissen ist und auch, dass der Kern ziemlich viele lose Fasern aufweist:



Das Seil ist übrigens innen geflochten, nicht wie frühere Seile aus einem Dutzend paralleler Litzen aufgebaut.
Ich sehe noch keine unmittelbare Gefahr, das sagt auch die Erfahrung: Wenn die Seile bis über die Belastungsgrenze beansprücht würden, dann wäre schon lange eines gerissen ... das ist bisher noch nicht passiert (zumindest nicht bekannt).
Ich werde weiterhin nach der Ursache suchen.
Anmerkung:
 Was man wissen sollte: Ich habe das Seil mit dem Bulin getestet. Das Seil hält, ohne Knoten, an dieser Stelle das Doppelte. Da der Endknoten des Seils das Doppelte gehalten hat, würde ich annehmen, dass das Seil mehr als 10 kN (1 Tonne) gehalten hätte, wenn man es als normales Seil verwendet.
Damit dieses Seil reißt, müsste man es an der Schwachstelle abschneiden und dort anseilen und dann einen sehr starken Sturz in den Stand, statisch mit Grigri gesichert, machen. Diese Kombination  dürfte ziemlich selten sein.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Schlingen getestet

Eine Schlinge von Singing Rock - Lanyard, mit zwei Schlaufen und Schutzmantel.
Sie muss laut Norm EN 354 22 kN aushalten.


Das Preisschild weist auf das Jahr 1010 hin. Korrektur: OOps, doch nicht Mittelalter. Muss natürlich 2010 heißen.
Also, diese Hürde schafft sie locker:

23 einhalb KN, also 2,3 Tonnen.

Schauen wir uns die gleiche Schlinge an, zwei Jahre älter.


Die hielt deutlich weniger, "nur" 13,4 kN.
 

EineUrsache konnte ich nicht finden. Die zwei Jahre führen nicht zu so einer Alterung.


Schauen wir uns noch im Vergleich dazu eine Singing Rock 120er genähte Bandschlinge an:

Das Etikett weist sie aus:
Sie muss auf jeden Fall bei der Typenprüfung 25 kN halten.
Laut EN 566 braucht sie nur 22 kN halten,
14 Jahre nach der Typenprüfung hält sie immerhin noch 21,8 kN. Obwohl sie deutliche Gebrauchsspuren aufweist.

Das nenne ich ein gutes Ergebnis.

Die Frage bleibt bestehen, warum die eine Schlinge deutlich früher gerissen ist.

Daher möchte ich zum Wiederholten Male darauf hinweisen, dass es bei Schlingen zu Unfällen wegen Versagens (Riss) gekommen ist (im Gegensatz zu Seilen).  Daher empfehle ich, sie redundant zu verwenden.






Samstag, 4. Oktober 2014

Wieviel halten Bäume

Wenn Philipp in seinem Garten zwei Bäume entfernen möchte, dann ist das eine gute Gelegenheit, dass die Buben im Garten spielen.
Heute war die Gelegenheit günstig, da die Erde durch den Dauerregen feucht und es wahrscheinlich war, dass die Bäume mit den Wurzeln herauskommen.
Versuchsanordnung:
In ca. 80 cm Höhe wurden Schlingen befestigt, ein 3,2 to Greifzug und ein Dynamometer.
Dann ging es los:


Es ist bemerkenswert. Obstbäume sind normalerweise sehr schlechte Bäume, niemand würde da Verankerungen setzen. Umso beruhigender ist es, dass dieser Baum über eine Tonne ausgehalten hat, obwohl er schon am Boden gelegen ist. Die stärkste Last war 2,2 Tonnen!
Durchmesser: um die 24 cm, also nicht wirklich dick.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Serientests

Im Nussbaum hing ein Seil, Alter unbekannt.
Dafür gibt es Streifen in den Eingeweiden, seit ca. 15 Jahren:
Das Gelbe im Inneren ist der Streifen.
Man kann die Jahreszahl erkennen:
2003, das Seil ist also 11 Jahre alt.
Bemerkenswert, wie steif es ist. Man kann kaum einen Knoten machen.
Hier ist der Originalknoten der Befestigung:

Er hätte gehalten. Mehr als 1,5 Tonnen:



Interessant, dass die Knoten fast immer durch das Reißen so aufspringen, dass man sie leicht lösen kann.


 

10 Versuche später


Die Ergebnisse des Seiles sind erfreulich.
Mindestens 1,2 Tonnen.
Im Diagramm unten bedeutet "1" Achterknoten und "2" Bulinknoten. Der Achter hält tendenziell mehr als der Bulin, aber nicht unbedingt.


Hier ist das Video von der Probe, die am schlechtesten gehalten hat.