Sonntag, 2. November 2014

Was hält ein 54 Jahre altes Kletterseil?

Ein Glücksfall schickte mir ein Kletterseil aus dem Jahre 1960. (Danke, Andreas Bostroem, für diesen Glücksfall).
In dieser Zeit gab es immer noch Leute, die Hanfseile verwendeten. Kunststoffseile zu verwenden galt als modern. Noch 1959 hieß es über die Italiener, sie nehmen gegenüber Kunstfaserseilen eine abwartende Haltung ein: Die Produzenten der Langhanfseile seien bestrebt, am Markt zu bleiben.



Nun lag so ein neumodernes Bergseil auf meinem Schreibtisch, ein 8 mm Kletterseil aus Perlon (Handelsname für Polyamid der IG Farbwerke - in den USA hieß es Nylon von der Fa. DuPont).
Es muss ähnlich dem Seil aus der nebenstehenden Werbung sein.














Im Neuzustand sollte dieses Seil um die 1.100 kg halten, wie man aus einem Inserat aus dem Jahre 1957 entnehmen kann:
Das bedeutet, wenn man es mit einem Knoten verwendet (Bulin oder Achterknoten), dann muss man diese Zahlen halbieren, also hätte das Seil ca. 550 kg gehalten.
Das Seil war lange Jahre als Kletterseil im Einsatz gewesen und nach seiner Ausmusterung noch 20 Jahre zum Bäume Fällen benutzt worden.
Man kann sagen: Ziemlich benützt ...

Im Mikroskop sieht man genau die Risse der äußeren Fasern:

Es war auch ziemlich steif ...

Ich war gespannt, so wie das Seil auf meinem Prüfstand. Ich wählte den Achterknoten ...


Hier ist ein Film ...


oder auf youtube:
http://youtu.be/BTQH3FHiCZ4

Wenn man die Bruchlast hochrechnet, dann kommt man auf einen Festigkeitsverlust von ca. 50 bis 60%.
 

Die Seilprobe war im übrigen ziemlich konstant, zwei weitere Proben mit Bulinknoten zeigten die gleiche Bruchlast, alle im bereich von 220 bis 240 kg.

Wenn man die Sicherungstechnologie in dieser Zeit eingesetzt hätte, dann würde das noch weit ausreichen.  Bis in die 1970er Jahre sicherte man Vorsteiger wie Nachsteiger so:

Bei Körpersicherung mit Halbmastwurf übrigens auch ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen