Natürlich!
Der Herr enpuppte sich als Sigi Hofmann, ein verdientes Mitglied der Naturfreunde, der für Fritz Moravec auf der Hochgebirgsschule Kaprun gearbeitet hatte.
Nach den Kursen ging er oft am Gletscher am Fuße der berühmten Wiesbachhorn Nordwand spazieren und fand dort allerlei Gegenstände, die den Leuten aus der Wand fallen.
Am 14. Juli 2003, es war ein heißer Sommer, wo zahlreiche Gletscher dahinschmolzen, fand er die Leiche einer seit 1956 verschollenen Alpinistin.
Daneben fand er ein zusammengerolltes, scheinbar unbenutztes Seil. Es könnte so eines gewesen sein:
Was für ein Schatz! Ein neuwertiges, quasi im Kühlschrank konserviertes Seil, mindestens 59 Jahre alt, und (wahrscheinlich nahezu) unbenutzt.
Siegi brachte mir 2 Meter mit, die ich testen durfte.
Zuerst testete ich in der Standardvariante, Seilschloss auf der einen Seite, Bulin auf der anderen.
Siegi schaute kritisch zu ...
Das Seil riss im Knoten bei 520 kg (5,2 kN). Damit ist es in der Kategorie wie stark benutzte einjährige Hallenseile.
Danach blieb noch genügend Material für zwei Achterknoten:
Das Seil dehnte sich so stark, dass ich zwei Mal belasten musste:
Dann riss es im Achterknoten. Mit 680 kg (6,8 kN) ist das Seil stärker als so manches Hallenseil, das ich testete.
Da die Dehnung auch ausreichend ist, steht einer Verwendung als Kletterseil nichts mehr im Wege.
Interessant ist auch der Vergleich mit Werten von damals:
Den Durchmesser konnte ich nicht bestimmen, er streut zu stark. Es dürfte ein 10 mm Seil gewesen sein. Das sollte 1.800 kg halten, also im Knoten ca. die Hälfte, 900 kg. Das bedeutet ein Verlust an Reißfestigkeit von weniger als 50 Prozent.
Ich gratuliere den Ingenieuren.
Wahrscheinlich werden sich jetzt viele Kletterer Tiefkühlfächer zulegen, um ihre Seile drinnen zu lagern ...
Im Gedenken an die Geschwister Maag, Elisabeth (26 Jahre) und Trude (32 Jahre) aus Württemberg, abgestürzt am 12. September 1956 auf dem Weg zum Wiesbachhorn.
R.I.P.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen