Dienstag, 7. Januar 2014

Keine Panik bei Mantelrissen

Zu den unangenehmen Erlebnissen beim Hochsteigen an einem Seil gehört das Erschrecken, wenn man sieht, dass das Seil durchgescheuert ist.
Keine Frage, Durchscheuern ist eine der Ursachen für Unfälle durch Seilriss. Beschädigungen des Mantels, wo man den Kern sieht, sind ein eindeutiges Kriterium, das Seil auszuscheiden (zumindest an dieser Stelle durchschneiden).
Nun hat es mich interessiert, wie knapp ich solcherart schon einem Absturz entgangen bin - ich habe schon öfter dieses Erlebnis gehabt.
Damit knüpfe ich an den Versuch an, den ich schon berichtet habe.

Hier ist die Versuchsanordnung: Mindestens 20 Jahre altes Statikseil, als Auf- und Abstiegsseil sowie als Sicherungsseil verwendet. Bulin auf der einen Seite, Achter auf der anderen.




Mit dem Stanleymesser habe ich den Mantel durchtrennt und mit der Belastung begonnen. Bei 1200 kg Belastung zeigt sich folgendes Bild:



 Die aktuelle Belastung ist 1030 kg, weil sich ein Seil immer etwas entspannt unter konstanter Belastung.
Bei einer weiteren Erhöhung der Last auf 1300 kg begannen einzelne Garne zu reißen. Zuerst reißt ein Garn:
 Gleich darauf mehrere.



 Darauf hin entspannte sich das Seil auf 730 kg.

Eine weitere Belastung führte sofort zu weiteren Brüchen einzelner Garne. schließlich blieben 4 Garne übrig, die immerhin noch 510 kg hielten.



 Das ist die gute Nachricht: Das Seil würde immer noch normale Auf- und Abstiegsvorgänge aushalten. Wesentlich ist nur ein Knoten im Ende (oder das Ende gut verschmolzen), weil dadurch der Mantel nicht vom Kern rutschen kann.
Fazit: Der Titel mag provokant erscheinen, aber Panik dürfte nicht nötig sein, wenn man zu so einer Stelle kommt. Solange der Kern unbeschädigt ist, hält das Seil für Aufstieg und Abseilen mehr als ausreichend.Es liegt auch eine gewissen Logik darin: in Kletterseilen und Statikseilen trägt der Kern die Hauptlast. Wenn das Seil mit einem Knoten befestigt ist, schwächt dieser Knoten das Seil nmindestens genau so viel wie der fehlende Mantel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen